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HEIMKINO-Bericht
Bericht in HEIMKINO 1/2003

 

Klein, aber fein

Das könnte man schon einen medizinischen Notfall nennen: In einem kleinen Ort bei Montabaur wurde gleich eine ganze Familie vom Heimkinovirus infiziert. Ob Vater, Mutter, Tochter oder Schwager, ja sogar die Großmütter sind Heimkinofans. Vielleicht ist es auch Vererbung, denn schon der Großvater war im Filmgeschäft.

Als noch keine fertigen Posterpublikationen in den Lichtspielhäusern üblich waren, entwarf und malte dieser schon Filmplakate wie z.B. zu dem Klassiker “Bomben auf Monte Carlo” aus 1931 mit Hans Albers und Heinz Rühmann. Dieses Originalplakat hat nun einen Ehrenplatz im Flur, unnütz zu erwähnen, dass sich die dazugehörige DVD bereits in der Sammlung befindet. Seit 1993 “leidet” nun auch Thomas Rieder mit seiner Familie unter dem Virus. Als begeisterte Kinogänger wollten sie natürlich auch gerne den Kinogenuss zu Hause haben. Mit einem günstigen Pro-Logic-Receiver und einfachen Surrounds aus dem Baumarkt legte man im Wohnzimmer den Grundstein. Mit den Jahren folgten dann immer höherwertige Komponenten, der Umstieg auf DVD und Digital-Surround und ein auf Kinosound abgestimmtes Lautsprechersystem. Dem Wohnzimmer drohte schließlich der Technik-Kollaps. Es musste umgehend Abhilfe geschaffen werden.

Da beschlossen Thomas Rieder und sein Schwager Michael Riechel kurzerhand den Abstellraum im Keller zu einem Heimkino umzubauen. Das Projekt Riemaxx war geboren. Im Juli dieses Jahres ging es los. In Bau- und Finanzunion verwirklichten Thomas Rieder und Michael Riechel ihren Traum.

In einem sehr aufwändigen Umbau entstand aus dem relativ kleinen Raum durch perfekte Planung und optimale Raumausnutzung ein gemütliches Heimkino, das in Ambiente und Flair den großen Vorbildern in nichts nachsteht.

RIEMAXX

Das Riemaxx bietet dabei bequemen Sitzplatz für mindestens 6 Personen. Die Reihe 2 (Loge) ist dabei gegenüber der Reihe 1 (Parkett) um ca. 10 cm angehoben und seitlich versetzt. So wird auf allen Plätzen eine gute Sicht ermöglicht. Um in Zukunft noch zwei weiteren Gästen den Filmgenuss im Riemaxx zu bieten, arbeitet man zurzeit an einer mobilen Zusatzbestuhlung für den Gang-Bereich. Die Dipole des Teufel Theater 1 sind mittig zwischen den Sitzreihen montiert, so dass auch klanglich alle Sitzpositionen adäquat beschallt werden. Der DLP-Projektor projiziert stilecht durch ein Projektionsfenster über den Köpfen der zweiten Sitzreihe. Auf der Gegenseite ist er geschickt in einen Wandschrank integriert. Damit dem Raum Frischluft zugeführt werden kann, blieb das vorhandene Kellerfenster erhalten. Die davor montierte Leinwand lässt sich zur Seite hin aufklappen und gibt das Fenster frei. Damit auch während des Filmgenusses die Luft zirkulieren kann, wurde ein Luftrohr vom Fenster zum Rauminneren installiert. Die neu verkleideten Wände des Raumes wurden geschmackvoll zweifarbig gestaltet und dabei halbhoch mit Teppich verkleidet. Die Liebe des Heimkinofreundes steckt aber auch hier wieder im Detail. So konnte z.B. ein Original-"Ausgang"-Schild aus einem schließenden Lichtspielhaus ersteigert werden. Dieses verrichtet nun, aufgearbeitet in neuem Glanz, im Riemaxx seine Arbeit. Die beiden Sitzreihen haben eine eigens angefertigte, beleuchtete Sitzreihen-Nummerierung. Diese trägt selbstverständlich auch das selbstentworfene Logo des Riemaxx. Genauso wie die eigene Webpage (www.riemaxx.de), die eigenen Kinokarten, ja sogar die selbst erstellten Handylogos zeigen das Riemaxx-Symbol. Das ist wahres Corporate Identity.

Guter Tipp!

Ein besonderes, wenn auch auf den ersten Blick eher unscheinbares Highlight ist sicherlich auch die “Lampenkasse”. Ein Damoklesschwert, das über allen Projektorbesitzern schwebt, ist bekanntermaßen die Lebensdauer der Lampe. Wenn diese urplötzlich ihren Dienst quittiert, dann werden schnell mehrere hundert Euro fällig. Um diesem Tag gerüstet zu begegnen, wird im Riemaxx eine Lampenkasse geführt. Hier wird das Geld für eine Austauschlampe angespart. Ein Edelstahl-Münzeinwurf, mit dem dazugehörigen Sammelbehälter aus einem ausrangierten Spielautomat, wurde dazu bündig in die Wand eingelassen. Damit die Münzen nicht störend mitschwingen, wurde die Installation eigens besonders gedämmt. Gewohnt satt klingt es daher, wenn die Familienmitglieder oder Freunde hier ihren Lampenzoll entrichten. Der Schlüssel der Box bleibt natürlich bis zum “Ernstfall” unter Verschluss.
Der Umbau

Die Damen des Hauses standen dem Projekt zunächst etwas skeptisch gegenüber. Die Männer sahen kaum noch Tageslicht, und das ganze Haus war wochenlang in Staubwolken verhüllt. Nachdem sich aber der Abstellraum immer mehr zum Positiven in Richtung Kino verwandelte, wich die anfängliche Skepsis der wachsenden Vorfreude, und umso mehr zählen sie heute zu den begeisterten und regelmäßigen Besuchern. Nach ca. 600 Stunden, größtenteils Nachtarbeit, konnte dann im September endlich Premiere gefeiert werden. Und nun ist das Riemaxx bereits zu einer festen Institution geworden. 1-2 mal die Woche trifft man sich, um die neuesten Blockbuster oder einfach nur die Lieblingsfilme anzusehen. Ein generationenübergreifender Spaß, denn sogar die beiden Großmütter im Alter von 78 und 80 Jahren gehören mittlerweile zum Stammpublikum. Riemaxx-Special: Eigens für die Seniorinnen wird es demnächst eine Casablanca-Filmnacht geben. Nach oder vor dem Kinobesuch lädt die angrenzende Kellerbar, sozusagen die Riemaxx-Lounge, zum gemütlichen Verweilen ein. Hier gibt es kalte Getränke aus einem stilvollen Coca-Cola -Cooler aus den 60ern und hier findet sich auch Platz für die angesammelten Kinoraritäten, Autogrammkarten und die obligatorische Popcornmaschine.

Tontest

Als das Licht im Saal per Funksteuerung langsam verlöschte, wurde die wahre Größe des Riemaxx-Kinos erkennbar. Schon die Stereoversion mit Titeln von Robbie Williams' “Swing When You're Winning”-CD gefiel mit ihrer ungeheuren Feinzeichnung. Der Klang löste sich von den Lautsprechern und bot eine hervorragende Bühne. Fast glaubte man, der Surround-Betrieb sei aktiviert. Im Mehrkanalbetrieb drehte das Teufel-Set dann richtig auf. In der Flammenwerfer-Szene aus Lethal Weapon 4 glaubte man sich mitten im Geschehen. Mit jedem Feuerstoß wanderten Bass-Salven in die Magengrube. Die Maschinengewehrkugeln schössen quer durch den Raum, dass es nur so eine Freude war. Der Pioneer -Receiver hatte in Verbindung mit dem Teufel-Set keinerlei Mühe, den Raum mächtig unter Dampf zu setzen. Er wirkte aber dabei nie angestrengt, sondern eher leicht und luftig. Dies kam vor allem auch der wunderschönen Filmmusik aus Apollo 13 zugute. Auf Kommando griff dann der Teufel-Aktiv-Sub M2500 zu und schüttelte beim Raketenstart den Betrachter ordentlich durch. In der Rundflug-Passage aus Dragonheart zeigte sich schließlich wieder einmal, wie gut es ist, wenn die 3 Frontsysteme mit den gleichen Chassis bestückt sind. Der Übergang von einem zum anderen Kanal war fließend und kaum wahrnehmbar. Eine beeindruckende Vorstellung. Zu diesem Preis-Leistungsverhältnis ist die Kombination ein absoluter Geheimtipp.

Bildtest

Nach unzähligem Testschauen und Händler-und Messebesuchen entschied man sich schließlich für einen Optoma DLP-Projektor. Eine gute Wahl, denn dieser wirft ungemein plastische Bilder auf die 2 x 1,12m große Leinwand. Selbst bei kritischem Bildmaterial wie “Moulin Rouge” blieb der Optoma stets Herr der Lage. Die Farben waren kräftig, aber nie übertrieben, und er konnte auch mit einem guten Schwarzwert punkten. Die ausgezeichnete Detailschärfe zeigte sich auch bei der Schlachtszene aus Gladiator. Das Bild war knackig, wirkte dabei aber nie überzogen. Leider zeigte sich aber hier auch ab und an der für viele DLPs bekannte Regenbogeneffekt. Bei Shrek beeindruckten dann wieder die kräftigen Farben, und die fast dreidimensionale Darstellung. Eine gelungene Vorstellung.

Fazit

Ein Besuch im Riemaxx verspricht perfekten Heimkinogenuss. So groß kann klein sein!

Text: Marco Brück

Fotos: Britta Peters

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